Wie motiviere ich mich selbst? Geht das überhaupt?

Wir Menschen tendieren dazu, andere oder äußere Umstände für unser Wohlbefinden verantwortlich zu machen. Gleichzeitig kann nichts den eigenen Selbstwert und das eigene Selbstvertrauen mehr stärken als die eigene Leistung. Wenn bei dieser Leistung auch das subjektive Gefühl besteht, dies autonom, selbst bestimmt, ohne äußere Einflüsse getan zu haben, entsteht jedenfalls Wohlbefinden. Dieses Wohlbefinden setzt einen Engelskreis in Gang:

Aus Autonomie mit eigener Leistung entsteht Selbstwert und Selbstvertrauen, daraus wiederum Autonomie mit Leistung usw. ……

Laut McClelland bestehen als weitere Grundmotivationen neben der Leistungsmotivation die Machtmotivation (Beeinflussung anderer) und die Anschlussmotivation (beständige Beziehungen). Sie können sicherlich am besten beurteilen, welche der drei Grundmotivationen Ihr stärkster Antreiber ist.

Auch positives Denken, ein Begriff, der von Emile Coue mitgeprägt wurde, kann sich in hohem Maße unterstützend auf den Menschen auswirken. Coue gab seinen Patienten den Rat, zumindest 20 Mal am Tag sich selbst eine positive Aussage vorzusagen. Auch in der Politik und Werbung werden diese Formen der Affirmation (Bejahung, Bestärkung) verwendet, wie zum Beispiel „Yes, we can!“ oder der einfache Satz „Ich/ Wir schaffen das!“ Als ich einmal am Fuße eines Berges aus dem Auto stieg und auf das Gipfelkreuz hinaufsah, reichte ein Satz der von meinem Freund neben mir, laut, klar, überzeugend und fröhlich gerufen wurde: „Wir schaffen das!“ Der Aufstieg war mit hoher Anstrengung verbunden, doch diese positive Grundstimmung und innere Überzeugung war eine große Unterstützung.

Damit wird auch die größte Gefahr des positiven Denkens offensichtlich: Autosuggestionen alleine führen nicht zum Erfolg. „Du kannst alles erreichen, wenn Du nur wirklich daran glaubst“ oder „Ich kann das perfekt“ entspricht oft nicht der Realität und muss mit Leistung verbunden werden. Wenn der Satz zum Zurücklehnen und Warten verleitet, vielleicht auch noch kombiniert mit dem eingangs erwähnten „X/Y ist schuld“, ist dies keine Anleitung zum Erfolg, sondern eine Anleitung zur Depression. Um bei dem Bergsteigen zu bleiben: „Viele erkennen zu spät, dass man auf der Leiter des Erfolges einige Stufen überspringen kann. Aber immer nur beim Hinuntersteigen.“(W. S. Maugham)

Auch ist uns eine Sache umso mehr Wert, je mehr wir uns anstrengen mussten diese zu erreichen. Das persönliche Wachstum ist nur außerhalb der Komfortzone möglich. Das Verlassen des Gewohnten, der Rituale, vielleicht sogar der scheinbar absoluten Sicherheit (absolute Sicherheit ist ohnehin nur eine Illusion!), das Verändern des Alltages sind ebenso Voraussetzungen, um Neues zu erreichen.

Selbstmotivation ist keine genetische Charaktereigenschaft sondern ein laufender Prozess, der immer von drei Buchstaben begleitet wird: „T U N“ oder von der Frage „Was kann ich n o c h tun?“[1]. Eine Handlung, aus der tiefsten inneren Überzeugung heraus zu setzen, etwas wirklich zu wollen. Aus eigener, selbstbestimmter Entscheidung heraus 100 % des eigenen Leitungspotentials zu geben! Das eigene Commitment zu sich selbst, die Selbstverpflichtung, etwas zu tun, ein Versprechen das Sie sich selbst geben, ist der erste Schritt zur Erfüllung ihrer vorgenommenen Handlung. Ein altes Huna- Prinzip der hawaiianischen Eingeboren besagt: „Energie folgt der Aufmerksamkeit!“

Eine weitere Voraussetzung für erfolgreiche Selbstmotivation ist durch das Gelassenheitsgebet, vermutlich von dem US-amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr verfasst, in der bestmöglich Art und Weise zusammengefasst:

„Gott gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Seine Kraft auf Dinge zu fokussieren, die man nicht ändern kann ist nutzlos und verschwendete Energie und Zeit. Gerade im Berufsleben ist diese vermeintliche Selbstverständlichkeit oft herausfordernd. Wie oft habe ich es erlebt, dass das eigene direkte Umfeld fälschlicherweise als unveränderbar gesehen wurde, gleichzeitig aber die Strategie des Unternehmens oder getroffene Vorstandsentscheidung beständig kritisiert wurden.

Kritik hängt meist mit einer Bewertung zusammen. Dinge zu bewerten, die ich nicht ändern kann, kostet Energie und bringt keinen Nutzen. Bewertungen lenken uns von unserer eigenen Entwicklung ab und können Feindseligkeit schaffen. Nur wenn ich bei positiven Bewertungen auch mein Verhalten oder meine Fähigkeiten entsprechend verbessere, sind sie sinnvoll.

In meinem direkten Umfeld kann ich die größten Änderungen bewirken und weder der Chef noch der Kollege, sondern ICH- selbst bin für mich persönlich am leichtesten veränderbar!

Auch im Privatleben ist das Nicht- Loslassen (Akzeptieren von unveränderlichen Fakten) vom bereits getrennten Partner oft über Jahre hinweg eine Behinderung neue Beziehung einzugehen. Wenn dieses Festhalten am alten Partner noch dazu unbewusst besteht, ist jegliche tiefe Liebe in einer neuen Beziehung nahezu unmöglich.

Zusammenfassend eine Checkliste zur erfolgreichen Selbstmotivation, um optimale Bedingungen zur Veränderung zu schaffen:

  • Ist mein Ziel positiv und klar formuliert, messbar und durch mich erreichbar, ohne notwendige Nebenbedingungen von außen?- „Es soll besser/ positiver… werden“ ist unspezifisch oder anders gesagt absoluter Schrott!
  • Habe ich mich bewusst und klar entschieden- wollen statt müssen?
  • Habe ich eine positive Denkweise und Überzeugung es zu schaffen?
  • Welche konkreten Veränderungsschritte setze ich, um die Komfortzone zu verlassen?
  • Schriftliche Aktionspläne (Ziel, erster Schritt, Zeitrahmen, Methode) sind jedenfalls unterstützender als jede mündliche Abmachung
  • Feiern Sie Erfolge, auch den ersten Teilerfolg!!!!!!

Tipps zur Selbstmotivation

  • Beginnen Sie in kleinen Schritten, je schwieriger, desto kleiner der erste Schritt
  • Erzählen Sie anderen von ihren Zielen, sie können ihnen sogar Geld versprechen, wenn Sie ihr Ziel nicht erreichen
  • Halten Sie ihre Fortschritte fest
  • Schreiben Sie sich ihr Ziel auf, visualisieren Sie ihre Ziele- hängen Sie sich Zielbilder auf (siehe auch Vision Card), schreiben Sie sich positive Glaubenssätze auf (ich schaffe das, ich bin stark genug,….)- und wiederholen Sie diese täglich (siehe auch Mantra)
  • Finden Sie Gleichgesinnte und halten Sie sich von Energievampiren fern
  • Rückschritte, Niederlagen am Weg zeigen nur Möglichkeiten, die nicht funktioniert haben, und sind somit Verbesserungschancen. Michael Jordan, bislang bester Basketball Spieler aller Zeiten sagte: „Ich habe in meiner Karriere mehr als 9000 Würfe verfehlt. Ich habe beinahe 300 Spiele verloren. 26 mal wurde mir der spielentscheidende Wurf anvertraut und ich habe nicht getroffen. Ich bin immer und immer wieder in meinem Leben gescheitert. Und das ist der Grund, warum ich gewinne.“

Viel Erfolg und Leichtigkeit in der Umsetzung!


[1] vgl. Stritzelberger: Selbstmotivation

© Bild: www.shutterstock.com

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