Gelassenheit – die Königsdisziplin der Führung
Vor einiger Zeit erzählte mir eine Führungskraft im Coaching:
„Stefan, mein Team sagt, ich bin immer so ruhig. Wenn’s rund geht, bleibe ich gelassen.
Ich sage dann nur: Ich habe einfach zu lange in Krisen gearbeitet, um mich noch von jeder Welle nervös machen zu lassen.“
Wir lachten beide – und doch beschreibt dieser Satz ziemlich genau, worum es geht:
Gelassenheit ist kein angeborenes Talent. Sie ist das Ergebnis innerer Arbeit – und damit vielleicht die höchste Form emotionaler Selbstführung.
Gelassenheit – eine Haltung, kein Zufall
Gelassenheit beschreibt einen emotional-kognitiven Zustand, also eine Mischung aus Gefühl und Haltung:
„Ich spüre innere Ruhe, auch wenn außen etwas Unangenehmes passiert.“
Sie entsteht, wenn wir lernen, negative Emotionen auszugleichen:
Angst durch Vertrauen, Ärger durch Akzeptanz, Stress durch Selbstwirksamkeit, Enttäuschung durch realistische Erwartungen
Und positive Emotionen stärken:
Freude durch Teilen mit Anderen, Neugier durch Offenheit ohne Bewertung und ohne Urteil
Gelassenheit ist somit kein spontanes Gefühl, sondern ein trainierter Zustand – das Resultat bewusster emotionaler Selbstregulation.
Oder, wie Viktor Frankl es ausdrückte:
„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion.“
Gelassenheit als Führungsressource
Im Führungsalltag bedeutet Gelassenheit nicht Gleichgültigkeit.
Sie ist die Fähigkeit, innerlich ruhig zu bleiben, während man äußerlich klar handelt.
Gelassene Führungskräfte …
- hören auch in Stressmomenten wirklich zu,
- schaffen Sicherheit im Team, wenn andere Unsicherheit spüren,
- treffen überlegte Entscheidungen – statt reflexartige.
Damit ist Gelassenheit der emotionale Stabilisator zwischen Freude, Ärger und Neugier:
- Neugier treibt an.
- Ärger setzt Grenzen.
- Freude motiviert.
- Gelassenheit verbindet sie alle zu innerer Balance.
Wie Gelassenheit wächst
Gelassenheit lässt sich trainieren – durch kleine, konsequente Routinen:
- Mini- Pause Atmung: Drei tiefe Atemzüge, bevor du antwortest.
- Perspektivenwechsel: Ist das Thema in 3 Wochen noch relevant? Was würde mein ruhiger Mentor tun?
- Selbstreflexion: „Welches eigene Bedürfnis/ Emotion/ Überzeugung triggert mich wirklich – und warum?“
- Akzeptanz- Formel: Kann ich es ändern? – Wenn ja, handle. Wenn nein, akzeptiere.
So entsteht mit der Zeit eine emotionale Gelassenheit, die Klarheit und Führungskompetenz ausstrahlt.
Fazit: Gelassenheit ist die neue Stärke
Gelassenheit ist kein Rückzug, sondern eine Form der mentalen Präsenz.
Sie erlaubt, gleichzeitig zu fühlen und zu führen – mit Ruhe, Respekt und Übersicht.
Oder, um es mit einem Augenzwinkern zu sagen:
„Gelassenheit bedeutet nicht, nichts zu fühlen – sondern nicht alles fühlen zu müssen.“ 😌



